Jahre der Reife

Ist neu wirklich immer ein Qualitätsmerkmal? Keineswegs. Denn viele Dinge gewinnen im Lauf der Jahre an Wert. Und einige werden erst im hohen Alter so richtig kostbar.

Stradivarigeigen gelten als die besten der Welt. Ihr stolzes Alter von über 300 Jahren macht sie für Liebhaber nur noch wertvoller: 2011 wurde in London die „Lady Blunt“-Stradivari für rund elf Millionen € versteigert – als teuerste Geige der Welt. Auch Stargeiger David Garrett schwört auf den einzigartigen Klang seiner Stradivari, den man auf seinem neuen Album „Explosive“ hören kann.

Der moosgrüne Llareta-Strauch wächst extrem langsam. Er hat jedoch auch alle Zeit der Welt: Denn mit seinen ungefähr 3.000 Jahren ist das moosgrüne Kuppelgewächs aus der chilenischen Atacama- Wüste eine der ältesten Pflanzen der Erde. Und neben seinem extravaganten Aussehen ist es vor allem diese zähe Langlebigkeit, die Besucher aus aller Welt anzieht.

Diese Weinflaschen haben turbulente Zeiten hinter sich. Gelagert in den düsteren Katakomben des französischen Chateau Lafite Rothschild, stammen einige von ihnen noch aus der Zeit vor Napoleon. Heute ist der Weinkeller eine wahre Goldgrube: 2010 wurden drei Flaschen Chateau Lafite aus dem Jahre 1869 für umgerechnet 170.400 € bei Sotheby’s versteigert.

Manchmal ist das Spannendste an einem Bild das, was man nicht sieht. Hier wäre es der längst verblasste Tintenfleck an der Wand, der angeblich entstanden ist, als Martin Luther ein Tintenfass nach dem Teufel warf. Das mag eine Legende sein, Tatsache ist, dass Luther in dieser kargen Stube auf der Wartburg 1521/22 inkognito an seiner Übersetzung der Bibel arbeitete. Im Reformationsjahr 2017 dürfte die Lutherstube Besucherrekorde verzeichnen.

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Heute versuchen wir, mit Algorithmen die Zukunft vorauszuberechnen – früher gab es das Orakel von Delphi. Dort erfuhren Ödipus, Krösus & Co., welches (meist grausige) Schicksal ihnen bevorstand. Seine Heimat hatte das Orakel im Tempel des Apollon. Denn ganz Delphi huldigte jahrhundertelang dem griechischen Gott, der hier ein furchterregendes Ungeheuer getötet haben soll. Ob das Orakel auch vorhersehen konnte, dass Delphi irgendwann vergessen, dann ausgegraben und heute zum UNESCO-Weltkulturerbe gehören würde?

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Alte Autos fahren in der Regel Menschen, die sehr wenig oder sehr viel Geld haben. Letztere legen für das Objekt ihrer automobilen Begierde schon mal das ein oder andere Milliönchen auf den Tisch. Doch eine Summe, wie sie 2016 bei Sotheby’s für diesen Alfa Romeo 8C erzielt wurde, ist eher die Ausnahme: Knapp 20 Millionen US$ war die antike Schönheit einem Sammler wert. Der Wagen aus dem Jahr 1939 ist nicht nur überaus elegant, sondern vor allem selten, es sollen lediglich noch zwölf Exemplare existieren.

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