Editorial
Alter und Wohlstand hängen miteinander zusammen.
»Jeden Tag laufen uns Antilopen über den Weg - das ist wie im Paradies.«
Vom schwäbischen Kirchheim sind sie in den Südwesten Afrikas umgezogen. Die alte Heimat besuchen sie vier Monate im Jahr.
Doch es geht nicht nur ums Geld. „In Deutschland wirst du als Rentner gleich angemotzt“, sagt der 78-jährige Hannes von Holtz. „In Namibia werden Senioren, egal ob schwarz oder weiß, mit sehr viel Respekt behandelt. Immer wenn ich mich in eine Schlange einreihe, winken mich die Leute sofort nach vorn durch.“ Und nicht nur das: Beim Super-Spar, dem bei deutschen Senioren beliebtesten Supermarkt in Windhoek, bekommen Rentner am Mittwoch fünf Prozent Rabatt auf alle Produkte. Die namibischen Banken bieten Senioren ein Prozent mehr Zinsen auf ihre Sparanlagen. „So etwas ist einfach nett“, sagt von Holtz. „Ein Zeichen von Respekt und Anerkennung.“ Drei seiner vier Kinder leben in Deutschland. „Sie wollten mich schon oft nach Deutschland holen“, sagt der groß gewachsene Mann mit dem schlohweißen Haar. „Soll ich dort aber in einem beengten Altersheim leben?“
Hannes von Holtz trägt Shorts und Sandalen. Er sitzt auf der Terrasse und blickt auf die Bismarckberge. Die junge Hündin Reyka leistet ihm seit dem Tod seiner Frau vor zwei Jahren Gesellschaft. In der Wohnung stehen überall große Tierfiguren, geschnitzt aus afrikanischem Hartholz. „In Deutschland ist alles viel zu hektisch“, sagt der Rentner. „Ich bleibe lieber hier.“
Man braucht Zeit, um nach einem Arbeitsleben in Deutschland Gelassenheit zu finden. Die Senioren sind nicht zum Sterben nach Afrika gekommen, sie wollen den Lebensabend genießen. Sie sind agil: Wenn sie nicht gerade die alte Heimat besuchen, fahren sie in Namibia umher. „Man kann hier alles tun, was man in Deutschland gern gemacht hat: lesen, Musik hören, sogar ins Theater gehen“, sagt die 64-jährige Ute Bräunig, die mit ihrem vier Jahre älteren Mann Günther voriges Jahr in Sonnleiten einzog. „Aber man kann auch noch manches Abenteuer erleben.“
Die Bräunigs haben auch überlegt, ihren Alterssitz in Thailand zu suchen. „Mit meinem Rheuma ist das Klima hier in Namibia aber besser“, sagt Ute Bräunig. Sie mag auch die Hilfsbereitschaft der Menschen: „Egal ob du eine Panne hast oder einen Job brauchst, in Namibia wird geholfen und nicht erst lange gefragt.“ Was braucht man mehr im Leben?
»Keine Luftverschmutzung - wo findet man das noch?«
Als Ingenieur kam er um die Welt. Hier gefiel es ihm am besten, deshalb blieb er am Ende hier.