Ob die Superabsorber-Ideen von Wilhelms weißer Tafel jemals etablierte Verfahren ersetzen können? Der Forscher selbst ist skeptisch. Zwar hat er schon rund ein Dutzend seiner Ideen kommerzialisiert; sein Institut ist spezialisiert auf die Entwicklung neuer Messmethoden und den Bau neuartiger Messgeräte, mit denen Kunststoffhersteller ihre Polymere besser verstehen lernen. Aber er weiß auch: „Die Industrie ist im Grunde innovationsresistent.“ Und das sei gar nicht schlecht. „Dieser Widerstand gegen gänzlich neue Technologien bringt aber auch den Druck, bestehende Technologien weiter zu verbessern.“ Daran hat die Forschung am KIT ebenfalls einen großen Anteil. Wilhelms Absolventen gehen in die Industrie, erfinden bei Nike neue Turnschuhsohlen oder stecken dahinter, wenn Kunststoffen immer neue Tricks beigebracht werden. „Wenn meine Geräte eingesetzt werden und meine Absolventen gute Jobs bekommen, ist das für mich Erfolg genug“, sagt Wilhelm. Als erster studierter Sohn einer Winzerfamilie weiß er, wie weit man es mit Bildung, Grips und guten Ideen bringen kann. Und kennt doch auch die Grenzen seiner Zunft: „Unser Ziel als Forscher ist es nicht, Menschen lebend auf den Mond zu bringen“, sagt Wilhelm. „Das machen Ingenieure besser. Wir wollen aber die Ersten sein, die diese neuen Ideen haben.“